Wenige Tage vor Veröffentlichung von "Kassettendeck" fühle ich mich wie eine Schwangere, die überall Babykleidung, junge Mamas und Stillspecials in Frauenmagazinen sieht. Mir fällt inzwischen jede Kassette auf: ich zucke bereits beim Buchtitel "The Art of the Tape", und befürchte, wir hätten in unserm Kompendium eine Fußnote vergessen. Wir hören nur noch "The Big Pink", "The Rapture", die Hamburger NuMetalBand "Tape" und natürlich die "Tapes 'n Tapes", während auf dem Rechner im kleinen Fenster "Tape.tv" aus Berlin Marteria mit "Sekundenschlaf" fürs persönliche Web-Mixtape präsentieren.
Schwieriger als gedacht gestaltete sich die Zusammenstellung eines eigenen Mixtapes mit Kassettenrecorder und Plattenspieler. Dass die alten TDK nicht mehr die Qualität aus den Neunzigern liefern, kann man in verschiedenen Foren nachlesen, weshalb ich einen Stapel Sony-Tapes beim Onlinehändler bestellte, um nach drei Wochen zu erfahren, dass besagtes Produkt aus dem Handeln genommen worden ist.
Im Kölner "Saturn" gab es dann einen einzelne 60-Minuten- "High Fidelity for Music and Voice Recording Type 1 / ICE 1 Normal Position"-Sony HF zum Preis von 10 CD-Rohlingen und mit nur einem Tag Arbeit füllte ich das Magnetband. Allerdings ist es extrem schwierig, die Lautstärke ohne Equalizer oder automatische itunes-Anpassung zu treffen, immer brav vorm HiFi-Turm zu warten, damit die Kassette rechtezeitig am Songende gestoppt wird, was zu unschönen Schlieren führt, wenn man gleichzeitig mit Klebestift, Schere, Altpapier versucht, ein ansehnliches Mixtape-Cover auf die Beine zu stellen. Und dann kann man nur hoffen, dass das Band nicht reisst. Für Backup-Junkies wie mich eine absolute Horrorvorstellung. Aber schön ist es auf jeden Fall geworden:
(Jan)
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